Griechenland - ein sagenumwobenes Land. Da lag es fast in unserer Pflicht, ein Bordtagebuch zu verfassen. Weiter unten findest du auch Fotos und einen Erlebnisbericht .
Gespannt auf die Segeleigenschaften der Benetau Oceanis 43 Family liefen wir noch am Tag unserer Ankunft aus dem Hafen aus. Im Bugbereich war die Yacht ausserordentlich anfällig auf seitliche Winde. Nach einigen Wendemanövern liefen wir wieder in den Hafen ein und machten uns fest an Mooring und Heckleinen. Der Skipper einer anderen Yacht hat uns bei der Leinenarbeit Hilfe geleistet und uns auf seine Yacht eingeladen. Eines unserer Crew-Mitglieder hatte einen vorzüglichen Schokoladenkuchen gebacken. Das Gebäck schön in Tranchen aufgereiht, lernten wir die fremde Crew kennen und tauschten Kuchen gegen Alkoholika.
Am Sonntag setzten wir Kurs auf Gaios auf Paxos, einem wunderbaren Hafengebilde mit einem traumhaften Städchen. Nach einem köstlichen griechischen Abendmahl besorgten wir in den lokalen Läden Souvenirs und schauten das Finale der Fussball EM. Spät Nachts kehrten wir mit dem Dinghi aufs Schiff zurück.
Eine lange Fahrt von über 40 nautischen Meilen stand vor uns. Unser Ziel lautete Meganisi. Der direkte Weg dahin führt durch den Kanal von Lefkas. Der Kanal öffnet einmal zur vollen Stunde seine mobile Brücke, über die im Sekundentakt Autos und Fussgänger verkehren. Pünktlich nach Schweizer Uhrzeit fanden wir uns mit unserer Oceanis um 15:50 Uhr vor der Brücke ein. Doch es passierte nichts. Die Schiffe häuften sich. Um 15:15 Uhr setzten wir zwei Funksprüche ab: "Dear bridge of channel Lefkas, open sesame!" Nachdem auch um 15:30 sich nichts getan hatte, war uns klar: Die Griechen waren wohl beim Kaffeekränzchen.
Der Kanal wurde gerade umgegraben. Angaben aus der digitalen Seekarte Navionics auf unserem iPad waren obsolet geworden. Jetzt erforderte die Situation, die Untiefen des Kanals schnell anhand der Markierungen zu verstehen. Wir kreuzten andere Yachten an engen Passagen mit nur einigen zehn Zentimeter Abstand. Nachdem wir noch einige Wraks gesehen hatten, haben wir letztlich sicher in Meganisi an Anker und Landleinen festgemacht. Zum Nachtessen machte der Skipper einen Caesar Salad für seine Crew. Danach beobachteten wir zusammen mit Hilfe einer App den Sternenhimmel.
In der Mitte der Woche angekommen, entschieden wir uns auf einen Tag an Land. Wir machten uns auf zu Nydrion, das nur eine Stunde entfernt lag. Auch da in der Bucht: Wracks, die schreckliche Ereignisse vermuten lassen. Der Landgang dehnte sich aus zu einer Wanderung zu den Dimosari Wasserfällen bei Nidri.
Die Schlucht, die der Wasserstrom in die Felsen gegraben hat, ist beeindruckend und gesäumt von Pflanzen. Gleich unterhalb des Einschnitts liegt das Platanos Cafe, wo wir die besten Smoothies geniessen konnten. Am Abend spielten wir auf dem Cockpittisch UNO.
Fiskardo, so der geheimnisvolle Namen einer Stadt auf der Insel Kefalonia. Wir hörten, es sollte dort sehr schön sein. Also setzten wir die Segel und bahnten unseren Weg durch die Wellen nach Fiskardo. Vor der Bucht übten wir fleissig Mann-über-Bord-Manöver (MOB-Manöver).
Zum Glück war die Crew nach einigen Manövern gesättigt und wollte Richtigung hafen. Denn im Hafengebiet tummelten sich schon über Hunderte von Yachten. Wir ergatterten uns eines der letzten Plätzchen neben dem Fährenanlieger. Der Charm des Dörfchens und der zahlreichen Hafen-Cafés übertraf unsere Vorstellung bei weiten.
Am zweitletzten Tag eilten wir zu den Sivota Inseln. In der Bucht, wo man über eine Sandbank auf eine Insel gehen kann, kurbelten wir uns gegenseitig auf den Mast. Für die einen der beste Ort, um Fotos zu schiessen, für die anderen das beste Fitness-Programm.
So etwas nennt man heute Win-Win-Situation. Anfangs der Woche war eine Maus über die Landleinen an Bord geklettert. Während Tagen waren wir damit beschäftigt, raffinierte Fallen zu entwickeln. Fangen konnten wir das Tier allerdings nicht. Es war zu wohl zu clever.
Zurück in Korfu zählten wir dem zuständigen Base-Manager auf, was an der Yacht nicht in Ordnung war. Es gab nur Kleinigkeiten. Die Maus tauchte etwa in der Mitte der Liste auf. Nachdem das Wort "Maus" gefallen war, verblasste das Gesicht des Base-Managers. Er schien die weiteren Punkte gar nicht mehr zu hören. Das einzige was er dazu meinte, war: "Roger, the mouse is my biggest problem." 30 Minuten später war der Kammerjäger an Bord, der ein paar fiese Fallen aufstellte. Und ja, wir haben die Maus damit gefangen, ohne auf Details einzugehen. Den letzten Abend verbrachten wir im Hafen mit gutem Essen und einem feinen Dessert.
"Roger, beim Segeln die Ruhe selbst, vermittelst du Sicherheit mit deinem natürlichen Auftreten, deinem Fachwissen und Sozialkompetenz; Auch für ein Spässchen bist du zu haben, wir haben auf
jeden Fall viel gelacht auf unserer Jagt nach der Maus an Bord. Danke vielmals für die grossartige und erholsame Woche. Leider war der Windgott nicht allzu gnädig mit uns, aber du hast aus der
Situation das Beste gemacht und mit uns schöne Orte besucht – die Wanderung zum Dimossari Wasserfall mit einem Zwischenstop im Platanos Café war genau das richtige an einem heissen, windstillen
Tag. Aber auch an schönen Buchten und schönen Hafenstädtchen hat es uns nicht gemangelt.
Kurz und gut: ich hoffe wiedermal einen Törn mit dir machen zu können - dann mit etwas mehr Wind & Action J"
Segeltörn Korfu / Lefkas Juli 2016