Lese jetzt in unserem Bordtagebuch, was in Mallorca passiert ist, und lass dich durch die schönen Fotos inspirieren.
Eine erlebnisreiche Reise von Palma de Mallorca, vorbei an Cabrera und div. Orten der Ostküste bis zur Bucht Son Saura in Menorca und zurück mit einer wundervollen Fahrt in die Nacht hinein bei entspannter Musik und kräftigem Rückenwind.
Samstag, 14.07.2016
Der Skipper war bereits im Hafen, zusammen mit einem Crew-Mitglied, das frühzeitig angereist war. Die beiden übernahmen die Yacht, eine Sun Odyssey 439. Es war mit Abstand die am besten
gewartete, aufgeräumte und sauberste Yacht, die wir jemals gechartert hatten! Jedes Seil, jede Klemme war fein säuberlich beschriftet. Die Verantwortlichen des Charterbüros freuten sich über die
Komplimente, die wir ihnen gemacht haben. Die Kabinen wurden entsprechend der Bedürfnisse der Crew verteilt. Als die restlichen Crew-Mitglieder anreisten, waren sie genauso begeistert von der
Yacht. Das Highlight vom Abend war eine Bar, die paradiesisch, in einem alten traditionellen mallorquinischen Haus eingerichtet war. Überall lagen Äpfel, Bananen und andere Früchte in Massen
herum. Im Hof zwitscherten Vögel um das quellende Wasser eines Brunnens. Es war wie im Himmel.
Sonntag, 15.07.2016
Nach der obligaten Crew-Einweisung legten wir ab und stachen in die See. Unser Ziel lautete Cabrera, der Nationalpark von Mallorca. Um dort an eine Boje gehen zu dürfen, benötigt man eine
Reservation. Gleich bei der Passage, wo die alte Burg über dem Fels thront, fing uns ein Schnellboot ab und prüfte unsere Reservation. Da man als Charterer oft nicht zum Voraus weiss, wie die
gemietete Yacht heisst, hatten wir irgendwas erfunden und erklärten den Beamten die Gründe dafür. Etwas widerwillig liessen sie uns dann an eine Boje. Kurz darauf fuhren wir mit dem Dinghi an
Land, erforschten Dort einige Höhlen und bestiegen die Burg. Von dort oben hatten wir eine atemberaubende Aussicht auf die Bucht und weite Teile des Nationalparks. Ein Crew-Mitglied und der
Skipper wagten auf dem Rückweg zur Yacht den Sprung ins kalte Wasser und schwammen die rund 20 Minuten zurück.
Montag, 16.07.2016
Das Wetter verlautete bescheidene Windverhältnisse für die Woche. Kaum etwas über 3 Beaufort. Und schon gar nicht an der Westküste. Also war nach einem Austausch im Plenum klar, dass wir an der
Ostküste der Insel bleiben würden. Wir machten uns auf nach Cala d’Or, ein wunderbar verwinkelter Hafen, der von allen Winden gut schützte. Entlang des Ufers ziert er sich mit modernen,
touristischen Restaurants. An jenem Abend empfingen wir unser letztes Crew-Mitglied, das nur wenige Tage zuvor die Reise gebucht hatte. Am Abend spazierten wir in das Retortendörfchen San Diego,
das nur aus Bars und Restaurants bestand. Obwohl es ausgesprochen touristisch ist, ist ein Besuch auf jeden Fall lohnenswert. Man fühlt sich dort wie in einem kleinen Las Vegas, so als wäre man
in einem Schlaraffenland.
Dienstag, 17.07.2016
An diesem Morgen war grosses Kino angesagt. Die Crew wünschte, einige Hafenmanöver zu üben, bevor wir ausliefen. Gesagt, getan. Als wir allerdings aus dem Hafenschlauch fuhren, sahen wir auf
Backbordseite eine auf Grund gelaufene Yacht, die fast gänzlich mit Wasser gefüllt war. Darum herum Rettungsteams, die versuchten, das Schiff irgendwie zu bergen. Wir gingen unseres Weges und
machten uns auf zu einer kleinen Einbuchtung Namens Cala Petita, wo einige unserer Crew-Mitglieder eine Qualle gefangen nahmen und sie begeistert untersuchten. Unser Ziel für den Abend war
letztlich Cala Ratjada, das zugleich unser Ausgangpunkt für die Überfahrt nach Menorca am Folgetag sein sollte.
Mittwoch, 18.07.2016
Cala Ratjada nach Menorca – keine Spektakel. Dort in der Cala Son Saura angekommen, hissten wir einander auf den Mast. Von dort oben lassen sich jeweils eindrückliche Bilder schiessen. Vor
Sonnenuntergang ritten an Land einige Jockeys mit ihren Pferden am Strand entlang und stäubten im Galopp den trockenen Sand auf. Der Wind war giftig an jenem Abend. Ausgerechnet von Süden her,
obwohl er aus Norden angesagt wurde. Wir befestigten hinter der Sprayhood Tücher, um den Wind davon abzuhalten, ins Cockpit einzudringen. Denn dort assen wir zu Nacht. Ein Crew-Mitglied und der
Skipper schliefen an Deck, den Alarm gesetzt, um bei sich lösendem Anker schnell eingreifen zu können. Doch er hielt – die ganze Nacht.
Donnerstag, 19.07.2016
Nach geschätzten sieben Motorenstunden erreichten wir Cala Figuera de Santanyi, wo wir uns einen Platz für die Nacht erhofften. Es schien nur noch einer frei zu sein. Denn überall sonst war die
Tiefe für unsere Yacht mit Sicherheit nicht ausreichend. Die Tiefe des Platzes war schwierig einzuschätzen, sodass wir uns vorsichtig herantasteten und das Handlot zur Hilfe nahmen. Mist! Es
reichte einfach nicht. Wir mussten zwei bis drei weitere Stunden Fahrt in Kauf nehmen. Doch es war sensationell. Der Wind frischte an der Ostküste von Mallorca derart auf, dass wir uns mit ihm
weiter Richtung Süden treiben lassen konnten. Es waren zwischen 16 und 21 Knoten Wind. Die Crew bemerkte die Stärke zuerst gar nicht, da wir mit dem Wind fuhren. Erst als ein Crew-Mitglied am
Südzipfel von Mallorca auf Halbwind ändern wollte, ermahnte der Skipper zur Vorsicht. Also setzten wir zuerst zwei Reffs ins Vorsegel sowie eines ins Hauptsegel und legten Kurs an auf Sa Rapita.
Es war bereits am Eindunkeln. Die Sonne erlosch glühend im kühlen Meer, entspannte Musik vermengte sich mit der Stimmung der Dämmerung, die Crew war gefangen von der Schönheit einer derartigen
Nachtfahrt bei warmem Abendwind.
Freitag, 20.07.2016
Früh verliessen wir Sa Rapita, damit uns auf dem Weg nach Palma Zeit blieb für einen Kurzaufenthalt in Cala Pi. Cala Pi ist ein fjordähnlicher Landeinschnitt, gesäumt mit grünen Sträuchern und
Bäumen, am Ende ein einladender Badestrand und wunderbar farbiges Badewasser. Die Platzverhältnisse waren etwas beengt. Nichtsdestotrotz stellen wir unsere Yacht souverän zwischen zwei andere und
machten an Anker und Landleine fest. Selbstverständlich sind wir dabei von den anderen Yachtees genaustens beobachtet worden. Manch einer wünscht sich ein Hafenkino im Sinne eines Dramas oder
Actionfilmes. Aber alles können wir nicht bieten. Die Crew schwamm durch das Türkis des Wassers und genoss die erfrischende Abkühlung. Nach Anderthalb Stunden führen wir weiter nach Palma. In der
Bucht von Palma wehte eine frische Brise. Vor Abgabe der Sun Odyssey 439 mussten wir sie noch volltanken. Wir haben uns darauf geeinigt, dies schnell schnell zu tun und den Wind draussen vor dem
Hafen bis zur letzten Sekunde auszukosten. Beim Tanken dann das Malheur. Ein anderer Skipper legte mit seiner Yacht von der Tankstelle ab und vergass den Wind zu berücksichtigen. Sein Bug drückte
sich auf uns. Er schrammte mit seiner ganzen Länge an unserem Heck entlang und riss beinahe unsere Gangway ab. Eine kleine Entschuldigung, der Zuruf „ist alles in Ordnung“ und schon waren sie
weg, völlig unabhängig von unseren Antworten. Zum Glück merkte sich eines unserer Crew-Mitglieder den Namen der Yacht und der Skipper schoss ein Foto. Unsere Yacht war ja nicht wirklich
beschädigt, also los, raus aufs Meer für die letzten Meilen. Mit gerefften Gross und Vorsegel kreuzten wir in der Bucht gegen Süden auf. Jeder durfte nochmals ans Steuer. Zurück liessen wir uns
auf Vorwindkurs mit der Schmetterling-Segelstellung treiben.
Im Hafen gaben wir den Unfall an. Die Vercharterer haben den ganzen Hafen nach dem Übeltäter abgesucht und ihn gefunden. Wie das so ist, hat natürlich jeder seine Version der Geschichte. Und so
erzählten die Verursacher, dass wir unsere Yacht nach achtern bewegt hätten, als wir am Tanken waren. Natürlich war das erfunden, denn wir waren fest an Bug- und Heckleine sowie Spring und der
Wind drückte zusätzlich von achtern. Wir hätten uns also höchstens vorwärts bewegen können. Uns entstanden daraus jedenfalls keine Kosten, was wir sehr schätzten. Das Finale unserer Reise
feierten wir nach einem italienischen Nachtessen in einer Disco. Das Segelabenteuer war perfekt!