Privattörn Kykladen Mai 2017 Griechenland


Bordtagebuch Kykladen-Törn Mai 2017

Erzählungen aus einem umwerfenden Segeltörn durch eines der weltbesten Segelreviere! Dem Charm der sauberen weissen Gässchen von Mykonos und Naxos konnte man sich nur schwer entziehen. In diesem Reisebericht mit den Bildern kannst du die Reise nacherleben. Falls du nur die Fotos ansehen möchtest, kommst du hier dazu. Viel Spass!

Auftakt zum Kykladentörn

Samstag, 20.05.2017

Gemütlich reisten alle individuell oder in kleinen Grüppchen an den Flughafen an. Einige verköstigten sich noch mit dem letzten Schweizer Gipfeli und Kaffee, bevor wir eintauchten in die Welt von Fetakäse und Souflaki. Wir hatten uns alle zuvor schon einmal zu einem Nachtessen getroffen, daher blieben lange Vorstellungsrunden aus. Der Flug verlief über die Adria, über Corfu, dann etwas südlich vom Golf von Korinth über den Peloponnes und ruhig. Carlo kaufte sich in Athens Flughafen gleich eine SIM-Karte, damit wir günstiges Internet an Bord haben würden. Zwei organisierte Taxi-Chauffeure warteten bereits mit einem Namenschild auf uns, um uns zur Marina Lavrion zu geleiten.

 

Der Vercharterer vor Ort wies uns gelungen und unterhaltsam in die technischen Gegebenheiten der Jacht ein. Zu dritt nahmen wir an diesem fast schon theatralischen Spektakel teil. Doch es war amüsant und die Jacht war clever bestückt und organisiert. Der erste Eindruck war also gut. Der andere Teil der Crew war im dabei, Verpflegung für die bevorstehende Segelwoche einzukaufen.

Schon an diesem ersten Abend nahmen wir Platz in einer authentischen griechischen Taverne. Neben Tzatsiki stellte uns der Kellner mehrere Teller Kartoffeln auf den Tisch, die mit einer roten Tomaten- und nach Sambal-Oelek schmeckende Sauce übergossen waren. Den feuernden Geschmack mit Wasser zu löschen, war zwecklos.

 

Aufwärmen in der Therme von Loutra

Sonntag, 21.05.2017

Das Ablegemanöver verlief seidenfein. Eine halbe Tellerwende, zwei-, dreimal den Gang vorwärts und rückwärts rein, so bekam der Skipper Roger das Gefühl für die mit 15 Metern Länge verhältnismässig träge Yacht.

 

Der erste Halt fand in der Bucht Kavia statt. Unser anvisierter Ankerplatz war bereits von einem Katamaran besetzt. Also nutzten wir den Platz östlich davon. Es bedurfte zweier Ankermanöver, eher der Anker sich tief genug in den Sand eingegraben hatte, um uns einen sicheren Aufenthalt zu gewähren. Links hinter uns ragte eine felsige Wand aus dem dort schäumenden Meer empor, rechts von uns schlich sich eine flache felsige Formation aus dem seichten Wasser zum Land hinauf. Ein schöner Ort. Flavio kochte ein wunderbares Gemüserisotto. Plötzlich entdeckten wir unter der Wasseroberfläche etwas Eigenartiges. Es schwamm wie eine Qualle und schimmerte verspielt in Türkis durch das Wasser an die Oberfläche. Was war das? „Ah, das ist Carlos Badetuch!“, meinte plötzlich ein Crew-Mitglied. Ein Blick aufs Vordeck bestätigte, dass tatsächlich der Wind das Badetuch von Deck geblasen hat. Hansruedi versuchte das Badetuch mit der Fischerrute aus dem mehrere Meter tiefen Wasser zu fischen. Doch es wollte nicht gelingen und so verabschiedeten wir uns von Carlos schönem Badetuch.

 

Die Fahrt zu unserem Zielort Loutra auf Kythnos fand unter einer Windzunahme bis zu sieben Beaufort statt. Unsere Jeannau Sun Odyssey 509, Jahrgang 2015, schoss förmlich auf Halbwindkurs wie ein Pfeil durchs Wasser. So liessen wir andere Yachten auf demselben Kurs alt aussehen. Die Yacht können wir als Charteryacht grundsätzlich übrigens wärmstens empfehlen. Auch bei vier Beaufort hält sich die Yacht stabil im Wasser und bringt gut 8 Knoten Fahrt hin, ohne dass ein einziges Segel gerefft werden müsste. Den einzigen Nachteil sehen wir darin, dass auch das Grossschot wie bei vielen anderen modernen Yachten an die gleichen Winschen geführt wird, die für die Vorschoten gebraucht werden. So kommt es immer wieder zu Komplikationen. Diese Führung mag ja gut sein für Skipper, die passive Gäste durch die Weltmeere bewegen. Doch auf wie vielen Yachten kommst das vor?

 

Kurz vor Loutron kreuzten wir gegen steifen Wind auf. Wir legten bei 3 Beaufort Seitenwind an der Aussenseite des südöstlichen Quais an. Das Manöver musste mit ordentlich Tempo gefahren werden, sodass selbst die Leute nervös wurden, die auf dem Quai unsere Leinen helfend entgegennahmen. Hier zeigte sich ein zweiter Nachtteil dieser Yacht, der den Skipper extrem nervös machte. Im Getriebe ist ein Schutzmechanismus eingebaut, der einen Getriebeschaden verhindert, wenn jemand unabsichtlich ohne Unterbruch vom Vorwärts- in den Rückwärts schaltet. Der Gang koppelt sich nur ein, wenn man von Neutral vorwärts oder rückwärts einkoppelt und dann einen Moment wartet. Eine idiotensichere Lösung für Laien und ein grosser Unsicherheitsfaktor für jeden fortgeschrittenen Skipper. Die Yacht bewegte ich schnell rückwärts an den Quai. Der Skipper schaltete ins Neutral, koppelte dann vorwärts ein und wartete einen Augenblick. Noch 5, 4, dann noch drei Meter bis zum Quai. Würde der Motor die Welle und den Propeller antreiben, um die Yacht abzubremsen, bevor sie mit voller Wucht rückwürts in den Steg knallen würde? Und dann brach der unter der Yacht zum Quai hin hervorschiessende Wasserstrahl die unangenehme Anspannung und brachte die Yacht endlich zum Stillstand.

 

Loutra war ein wunderschöner, malerischer Ort. Auf den braunen Klippen gegenüber des Hafens reihten sich einige, weisse Häuschen. Angrenzend befand sich ein kleiner Strand, dem sich dann eine Hafenpromenade mit vier bis fünf Restaurants anschlossen. Das eigentliche Highlight an diesem Ort ist allerdings die Thermalquelle. Sie fliesst aus einem Garten eines Anwesens hinaus in einen kleinen Strassenkanal und wird von dort zum südlichen Ende des Strandes hinuntergeleitet. Dort haben Einheimische Steine zu einem Becken aufgereiht. Darin mischt sich das Quellwasser mit dem Meerwasser zu einem kleinen Planschbecken. Faszinierend ist, dass das Wasser derart heiss ist, dass es in der Frühlingsluft der Ägäis leicht dampft. Der kleine Pool hat bestimmt angenehme 38° Celsius. Einer der Restaurantbesitzer hielt spassvoll den Mythos am Leben, dass die Quelle von Loutron ein Jungbrunnen sei. So meinte er zum Skipper, dass er ihm die Speisekarte lieber vor dem Thermalbad erklären möge. Denn bei seiner Rückkehr aus der Therme wäre der Skipper 10 Jahre jünger und er würde ihn nicht mehr erkennen. Die Therme entfaltete wirklich eine wundersame Wirkung. Ein Blick in den Reisepass bezeugte jedoch, dass wir immer noch gleich alt waren.

 

Das einzige Promenaden-Restaurant, aus dem freundlich Gesichter hervorblickten, war das Sofrano. Schnell kam der Skipper mit einer Servicefachfrau ins Gespräch. Sie erzählte, dass im Winter nur 25 Personen in Loutron leben würden, unter anderem sie selber und der Restaurantbesitzer Yannis. Die Inseln Mykonos und Naxos seien doppelt so teuer wie Athen und kein Grieche würde jemals freiwillig dahin gehen, weil die Inseln nicht mehr usprünglich griechisch seien. Der Törnführer von Gerd Radspieler behauptete hier das Gegenteil. Als Spezialität des Restaurants galt ein Ziegengericht. Das ganze Konzept war durchdacht und liebevoll mit Details ausgeschmückt. Im inneren Bereich ist auch ein kleiner Laden angesiedelt. Yannis zeigte dem Skipper einige regionale Spezialitäten, darunter Gebäcke und Tees. Insbesondere die Teemischungen wie zum Beispiel Honig-Orange oder Spearmint entfalteten ein wunderbares Aroma (www.sofrano-yachtingclub.com). Schliesslich fanden wir uns auch in just diesem Restaurant ein, um zu dinieren. Alles war vom feinsten. Kurz bevor wir zur Yacht zurückkehrten, drückte Yannis dem Skipper noch seine Visitenkarte in die Hand und versicherte ihm, dass er bei Fragen zum Gebiet jederzeit anrufen könne. Ausserdem warnte er uns vor einem regnerischen Sturm, der von Athen her auf die Insel Kythnos zog.

 

Tatsächlich wütete die ganze Nacht der Wind. Es wellte. Unsere Yacht wurde einmal links, dann wieder rechts an eine andere Yacht gedrückt. Das Gewitter brachte immer wieder helle Blitze hervor. Der Wind tobte derart, dass er die Sprayhood auf der einen Seite ein wenig aus der Verankerung löste. Auch um das Bimini machte man sich Sorgen. Der Wind war schon zu heftig, alsdass man inmitten der Nacht das Dach noch hätte sicher zusammenfalten können. Der Skipper hat in dieser Nacht kaum ein Auge zugetan und kam vielleicht auf zwei, maximal drei Stunden Schlaf.

Segeln im Sturm

Montag, 22.05.2017

Loutron, 9 Uhr, stürmischer Wind. Die Frisur sitzt nicht. Nach dem Einholen der Wetterdaten entschied sich die Crew auszulaufen. Vor uns haben höchstens vier andere Yachten das Wagnis auf sich genommen, in die unruhige, grobe See hinauszufahren. Eine deutsche Crew neben uns wartete den Tag ab und plante, später in der Nacht zur nächsten Destination fahren. Nicht unweit vom Hafen fanden wir uns bereits auf einer Achterbahnfahrt wieder. Der Wind blies bereits wieder mit sieben Beaufort. Eine Welle, die auf Deck geschwappt war, nässte den Skipper und ein Crew-Mitglied. Der Skipper fragte die Crew, ob sich in diesen Bedingungen alle wohlfühlen würden, oder ob wir lieber zurückfahren wollten. Für einige war es an der Grenze, doch alle wollten weiter. Eingien war es vom Geschaukel flau im Magen.

 

In einem Zug zogen wir die lange Reise von über acht Stunden durch. Vorbei ging es an Syros Nordkap nach Mykonos. Rund 13 Seemeilen vor Mykonos war Dieter am Steuer. Der Skipper befand sich unter Deck am Navigationstisch. Plötzlich schwenkte die Yacht rum. Was war geschehen? Sofort eilte der Skipper hinauf zum Cockpit. Dieter hatte aus Versehen eine Halse gefahren. Die Crew argumentierte aus Spass, er habe nur das grosse Kreuzfahrtschiff hinter uns besser sehen wollen und deshalb gedreht. Zum Glück waren wir auf Amwindkurs. Der Baum war also dicht und damit entgingen wir einer Patenthalse.

 

Bei Ankunft in der Marina Mykonos bekamen wir von einem Hafenbeamten einen Platz zugewiesen. Wir versuchten ihn abzulehnen, da die Wassertiefe beim Ankerpunkt nur bei rund zwei Metern lag. Unsere Sun Odyssey hatte einen Tiefgang von mindestens 1.85 Metern. Doch der Beamte blieb entschlossen. Mangels Alternativen akzeptireten wir den Ankerplatz widerwillig. Bei etwas mehr als zwei Metern Tiefe setzten wir den Anker und zogen die Yacht im Rückwärtsgang gemächlich in die Lücke.

 

Diese Marina wurde für Kreuzfahrtschiffe gebaut. Umso erstaunlicher ist es, dass die sanitären Anlagen im Hafen nur aus einer einzigen funktionierende Dusche bestand. Bei der anderen Dusche fehlte der Duschschlauch, aus dem sowieso nur kaltes Wasser entsprungen wäre. Diese Dusche ähnelte eher einem Putzraum.

 

Um in die Stadt Mykonos zu gelangen, bot der Hafen jede Stunde einen Wasserbus an. Doch wir verpassten ihn. In einem angrenzenden Supermarkt liessen wir uns zwei Taxinummern geben. Google hatte nämlich keine keine brauchbaren Nummern ausgespuckt. Schon die erste schien erfolgsversprechend. Der Taxiservice würde schon in zwei Minuten am Hafen sein, hiess es. Das war für uns definitiv zu knapp, mussten wir doch noch 150 Meter zur Yacht gehen und unsere Sachen holen. Schon von der Yacht aus konnte man wirklich zwei Minuten später ein Taxi sehen, das mit Warnblickanlage in der Dämmerung auf uns wartete. An Bord wurden aus zwei Minuten schnell vier, dann fünf. Der Skipper ging daher schon mal auf das Taxi zu, um zu sagen, dass die anderen der Gruppe gleich folgen würden. Doch ehe er überhaupt nur in der Nähe des Taxis war, fuhr dieses wieder los. ‚Mist, jetzt ist das Taxi weg und ein weitere Anruf wird fällig!’ Etwas um die Ecke erspähte der Skipper dann jedoch ein zweites Taxi, das offenbar auf uns wartete. Immerhin hatten wir zwei Taxis bestellt. Und tatsächlich wartete das Taxi auf uns. Der Fahrer rief den anderen, der bereits abgefahren war, nochmals an und teilte ihm mit, er möge zurückkehren. Und so kamen wir bequem in die unglaublich schöne Stadt Mykonos.

 

Der eine Taxifahrer gab eine Restaurantempfehlung ab, der wir folgten. Es hiess Nikos Taverna und verbarg sich hinter den von Touristen stark frequentierten Promenaden-Restaurants, die kaum voneinander zu unterscheiden waren. Dieter gelüstete nach Red-Snapper. Der Kellner packte den Fisch mit der Hand und brachte ihn an den Tisch: 700 Gramm! Das war Dieter dann doch zu viel Fisch und so entschied er sich für ein anderes Gericht. Den alten und wunderschönen Stadtteil, der auch Klein-Venedig genannt wird, schauten wir uns gleich im Anschluss an das Essen an. Die Gassen waren derart verwinkelt, dass wir schon nach den ersten drei Abzweigungen einen Teil der Crew verloren hatten. Als wir um die nächste Ecke bogen, eröffnete sich vor uns eine unendlich schöne Bar. Sie war direkt am Wasser gelegen. Auf den unzähligen Tischen schimmerten Kerzen gelb-orange. Die ganze Bar war überdacht und zog sich geschätzte 60 Meter dem Ufer entlang. Aus Lausprechern klang feinster, satter Electro-Sound, der nur vermuten liess, wie teuer die entsprechende Musikanlage gewesen sein würde.

 

Einige Griechen und Touristen schlürften in der unvergleichbar warmen und stimmungsvollen Atmosphäre ihre Cocktails. Es gibt keine Worte, die diese Atmosphäre zu beschreiben vermögen. Man muss es einfach selber erlebt haben. Als wir weiter durch die Gassen zogen, offenbarten sich uns weitere lauschige Plätze. So fanden wir ein Restaurant, dass seine Tische in einer Art Innenhof unter mehreren Bäumen gedeckt hatte. Die Beleuchtung war perfekt inszeniert. Ein Blick in die Karte verriet allerdings auch stolze Preise. Gute Atmosphäre soll sich hier bezahlt machen. Im Wissen, dass der Skipper in gut zwei Monaten wieder hier sein würde, liess er sich von der Servicefachfrau eine Visitenkarte mitgeben. Der Spatziergang in den Gässchen wurde noch abermals von unbeschreiblich beeindruckenden Orten getoppt. Viele Läden haben in ihren Schaufenstern Schmuck ausgelegt, ohne Preisangaben zu machen. Modeläden mit exquisiten Stoffen reihen sich. Die Gassen waren extrem sauber und manchmal kaum breiter als einen Meter. In der beschriebenen Bar klang dann der Tag bei einem Schlummi in einer beispiellosen Atmosphäre aus Kerzen, lauer Meeresluft und den feinsten Musiktönen aus.

Schmetterlingssegeln

Dienstag, 23.05.2017

 

Anker auf, Ausfahrt nach Sicht. Vor der Marina ankerten mehrere Kreuzfahrtschiffe, die wir natürlich von Nahem sehen wollten. Wir hielten mit unserer Yacht auf das eine Schiff zu, bis wir gut 35 Meter davon entfernt waren. Bald darauf segelten wir in Schmetterlingsstellung gen Süden. Vorsichtshalber haben wir eine Bullentalje ausgebracht. Damit soll ein ungewolltes Rüberschlagen des Baumes verhindert werden. Und tatsächlich hat sich dieser Aufwand gelohnt. Wir haben plötzlich Wind von der anderen Seite bekommen und der Baum kam rüber. Doch er hielt dank der Bullentalje. Hansruedi nutzte die mit vier Knoten doch eher langsame Fahrt, um die Fischerrute ins Wasser zu schwenken. Der Erfolg blieb jedoch aus. Für den Köder war die Fahrtgeschwindigkeit immer noch zu hoch.

 

Carlo, der am Steuer war, wollte beiliegen, damit wir die Erfolgschancen auf einen Fang erhöhen konnten. Dies machten wir, ohne die Bullentalje zu lösen. Auch das hatte uns leider keinen Fisch eingebracht. Als der Wind auffrischte, verkleinerten wir die Segelflächen im Beiliegen. Es funktionierte einwandfrei. Danach rasten wir halbwind auf Naxos zu und setzten wieder die ganzen Tücher. Acht Knoten Fahrt waren berauschend. In Naxos selber holten wir uns den letzten Platz am Quai. Zumindest dachten wir das. Denn gute 30 Minuten später zirkelte eine kleine englische Yacht im Hafen und beäugte aufmerksam verschiedene Möglichkeiten zum Anlegen. Sie stellten fest, dass zwischen unserer Sun Odyssey 509 und der benachbarten Sun Odyssey 49 noch eine kleine Lücke frei war. Attacke! Sie kamen auf uns zu und quetschten ihren Hintern zwischen die zwei Yachten. Unsere Fender wurden nach oben gedrückt. Der weibliche Skipperin und ihre zwei Crew-Mitglieder hatten allerdings kleine Fender weiter unten ausgebracht, was half, die Yacht ohne Schäden allmählich zum Quai hindurchzudrücken. „Welcome to Naxos!“, begrüsste der Skipper Roger die Neuankömmlinge.

 

Nach einem kleinen Ankertrunk war individuelle Zeit angedacht. Die Crew-Mitglieder machten sich auf den Weg, Naxos auszukundschaften. Obschon die Stadt vom Meer aus und in Büchern keinen besonders reizvollen Eindruck macht, offenbart sich die Schönheit der Stadt erst, wenn man gemächlich durch die engen und verwinkelten Gassen schlendert. Naxos ist historisch gewachsen und ist derart verwinkelt, dass einem in den Gässchen das angenehme Gefühl widerfährt, niemand würde einen hier jemals finden. Den Charme, den dieses Städtchen versprüht, lässt einen in romantische Träumereien abschweifen. Dem Zauber dieser griechischen Baukunst kann man sich nur schlecht entziehen. Restaurants finden sich auf verschiedenen Terrassen wieder. Doch dann wird die Magie unterbrochen. Bei einem Restaurant wird der Skipper von einem Mann angesprochen, der auf Gästefang ist. Er spielt dieselbe Leier wie alle anderen Akquisiteure. Nett war er, dieser Mann Namens Diamant, doch in seinen Augen war nichts wohlwollendes, wirklich authentisch freundliches zu finden. Nichtsdestotrotz nahm der Skipper das Restaurant Flamingo in Augenschein und liess sich eine Visitenkarte geben.

 

Das Restaurant war wirklich extrem schön, gesäumt mit Blütenbäumen der Gattung Bougainvillea und Ausblick direkt auf den Hafen und das Meer. Immerhin boten sie an, dem Skipper Speise und Trank zu offerieren, würde er seine Crew-Mitglieder für das Dinner zu bringen. Ein kurzer Check auf Google-Bewertungen liessen durchblicken, dass das Restaurant sehr unterschiedliche Kritiken auf sich zog – teil sehr gut, teils sehr schlecht.

 

Zurück vom gut zweieinhalbstündigen Erkundungsausflug tauschten der Hafenmeister und der Skipper Nummern aus. Jener versprach, bei einem Anruf dem Skipper beim nächsten Mal einen Platz vorzureservieren. Das werden wir selbstverständlich prüfen.


Trotz aller Bemühungen von Diamant begnügten wir uns mit einem traditionellen griechischen Restaurant in Familienbesitz just entlang der Hafenpromenade. Den Schlummi holten wir uns allerdings dann doch im Falmingo. Claudio bestellte auf Schweizerdeutsch und bekam den gewünschten Drink. Die Crew lachte und konnte nicht glauben, dass es funktionierte. Um nochmals zu untermauern, dass es eben doch geht, doppelte Claudio bei der Rechnung nach. "Machsch Zwänzg!", wies er den Kellner an, die Rechnung aufzurunden. Alle starrten wie gebannt auf das kleine Tellerchen, das der Kellner mit dem Rückgeld zu uns an den Tisch brach. Es lagen tatsächlich nur Scheine auf dem Teller. Die Münzen müssten wohl unter den Scheinen liegen. Aber auch da waren keine Münzen. Der Kellner, obwohl er kein Schweizerdeutsch sprach, hatte irgendwie verstanden. Wie war das möglich? Mit diesem Mysterium ging dieser Tag zu Ende.

 

Notfall auf See - das Täuschungsmanöver

Mittwoch, 24.05.2017

Carlo hat heute die Yacht aus dem Hafen manövriert. Der Anker war schnell gelichtet. Und schließlich ging es hinaus auf’s Meer. Ein bescheidenes Beaufort, das gerade mal verhindert, dass man die Wasseroberfläche mit dem Spiegelschrank zu Hause verwechselt.

 

Der Mittag fand in der sandigen und teils mit Felsen umsäumten Bucht von Despotiko statt (zwischen Antiparos, Nisos Koimitiri und Despotiko). Flavio kochte hervorragende Penne mit einer noch besseren Tomatensauce. Ein kurzer Badespass und dann brachen wir auf zu den Höhlen, die sich an der südlichen Westküste von Antiparos in den Fels frassen. Selbt mit der Yacht fuhren wir möglichst nahe an die spannende Felsformation heran, um Fotoaufnahmen zu machen.

 

Als wir wieder auf Kurs waren, fehlte von Wind leider immer noch jede Spur. Wir motorten also die ganze Südküste von Nisos Despotiko entlang, bis wir aus der Abdeckung kamen und da war er, der Wind. Zuerst mit zwei, dann mit drei Beaufort bliess er aus südwestlicher Richtung. Nach kurzem Hin- und Her, ob wir nun die Segel setzen sollten, taten wir es schliesslich und genossen einen harten Amwindkurs bis nach Ormos Faros.

Kurz vor der besagten Bucht entdeckten wir eine Fähre, die volle Kanne auf eben diese Bucht zuhielt. Die Fähre war nicht alleine. Nebenbei rasten in dieselbe Richtung mindestens sieben andere kleine Schnellboote. Was war da wohl los? War dort ein Promi an Bord, der von zig Securities eskortiert werden musste? Dann begann die grosse Fähre unaufhörlich lange Stösse mit dem Horn auszuschallen. Eine Minute später zündeten drei Personen auf dem Vordeck der Fähre rote Handfakeln. War das etwa ein Notfall? Sofort bargen wir unsere Segel und eilten den anderen Schiffen nach. Als wir dem mit Schiffen gefüllten Becken näherkamen, tat sich auf der linken Felsflanke eine Kirche auf. Mindestens 100 Menschen standen bei der Kirche und jubelten. Glocken erklangen. Und jetzt wurde auch uns klar, dass die Seenotleuchten für ein örtliches Fest misbraucht wurden.

 

Ohne zu verstehen, was es war, machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem geplanten Hafen in Platis. Nach der Umrundung der Hafenmole präsentierte sich uns schnell ein übersichtliches, aufgeräumtes und gut oranisiertes Hafenbecken. Selbst Mooring-Leinen waren im Hafen vorhanden. Das ist in Griechenland doch eine rechte Seltenheit. Ohne Anker läuft hier in Griechenland sonst kaum ein Festmachemanöver. Fest an Mooring im Hafen von Platis Gialosifnos empfing uns freundlich der Hafenmeister, kassierte eine geringe Liegegebühr von 20 EUR und lud uns herzlich zum Kirchenfest ein. „Church Festival?“, fragten wir ihn. „Yes, tonight is church festival. No matter if tourist or habitant of the island, everyone is welcome! It’s all for free, also food. You can donate something if you wish.“ Die Einladung nahmen wir an und liessen durch den Hafenmeister gleich zwei Taxis organisieren. Bei der Kirche fanden wir einen riesen Anssturm von Bischöffen und lokaler Bevölkerung vor. Die Glocken erklangen wieder. Es war dieselbe Kirche, die wir bereits vom Meer aus gesehen hatten. In der Bucht befanden sich jedoch weniger Schiffe als vorher. Nach Beäugung einiger kirchlicher Artefakte entdeckten wir die enorm dichte und lange Warteschlange, die in das Gebäude führte, wo man zu Essen und zu Trinken bekam. Das war nichts für uns! So entscheid man sich, einige Meter zu Fuss in Kauf zu nehmen. Denn nur rund 150 Meter in nördlicher Richtung der Bucht lag ein wundersam gemütliches Restaurant direkt am Strand. Pinienbäume säumten die schlichte, aber kunstvoll gestaltete Restaurant-Terrasse. Das Essen erwies sich als hervorragend.

Schmutzige Geschäfte

Donnerstag, 25.05.2017

Ausfahrt,  Sichtung von Delfinen, Mittagessen in Bucht Ormos Psili Ammos… man kann es auch mal kurz beschreiben. Unser Ziel war heute Loutron, wo wir bereits am Sonntagabend waren. Natürlich freute sich die Crew bereits auf das Thermalbad. Doch die Freude war vergebens. Denn irgend ein Grüsel oder ein Grüseltier hat auf dem Weg von der Quelle zum Wellnessbecken das Thermalbächlein mit seinen Fäkalien verschmutzt.

 

Über Griechen haben wir erfahren, dass einige Laden- und Restaurantlokale gemietet sind und die Pächter einmal jährlich nach Athen reisen müssen, um sich um das Mietverhältnis zu kümmern. Die Finanzkrise und die Flüchtlingskrise schien nicht nur in Samos, sondern auch in den Kykladen dazu geführt zu haben, dass der Tourismus auf 50% der vorherigen Zahlen zurückgegangen war. Vielleicht könnte es den kommenden Sommer 2017 allerdings wieder besser aussehen für die gastfreundlichen Griechen. Denn gemäss eines uns vertrauten Reisebüros gibt es viele Urlaubsgäste, die in den Vorjahren noch in die Türkei fuhren, nun aber wegen des amtierenden türkischen Despoten Griechenland als Feriendestination vorziehen. So kostet zum Beispiel aktuell ein Flug nach Samos Fr. 500.- und mehr, weil die Nachfrage danach riesig ist.

Auch an diesem Abend hat Claudio wieder auf Schweizerdeutsch bestellt. Wieder hat es funktioniert. Zusammen bestellten wir uns eine gemischte Platte Appetizers für sieben Personen. Von Tomaten- und Kichererbsenbällchen über griechischen Kartoffelsalat, Tsatziki und panierten Zuccheti bis hin zu Meerestieren war die Platte reich beladen. Heute war Captain's Dinner. Die Crew schmückte den Tisch mit Kerzen. Der Kellner des Sofrano war so aufmerksam und hat uns Lampen gebracht, damit der Wind den Kerzen nicht das Leben auszuhauchen vermochte. Als Highlight wurden uns unaufgefordert insgesamt 5 Pannacottas als Dessert serviert – auf Kosten des Hauses. Im Cockpit unserer Sun Odyssey gönnte sich der Grossteil der Crew noch ein bis zwei Ouzos. Dieter ist im Sitzen eingeschlafen, der Skipper ging zu Bette und einige der Crew erzählten sich noch die eine oder andere Geschichte.

Windstille in der Ägäis

Freitag, 26.05.2017

Carlo fuhr die 15 Meter lange Yacht souverän von der Hafenmole weg. Drausen war im Vergleich zu Anfangs Woche gar nichts los. Die ganze Strecke bis zur Ormos Palais sind wir mit Motorenkraft gefahren. Wir genossen ein anderthalbstündiges Mittagessen neben einem Ankergenossen, der seine Kinder mit dem Dingi in der Bucht herumführte. Entspannender wäre es gewesen, hätte es weniger gewellt. Der Wind drehte und machte den Skipper etwas nervös. Die Yacht war doch sehr nahe am Sandstrand geankert und die Tiefe des Wassers zum Strand hin war schwierig abzuschätzen. Es reichte schliesslich

Auch auf dem Weg nach Lavrion gab es kaum nutzbaren Wind. Dieser Umstand trübte die Stimmung etwas. Der Skipper vermutete, dass zwischen der Insel Makronis und dem Festland möglicherweise durch den Düseneffekt noch etwas Wind aufkommen könnte. Und so war es. Plötzlich segelten wir unter Volltuch bei drei Windstärken kreuz und quer durch den Kanal und holten uns so den krönenden Abschluss dieser Segelwoche!

Zurück in Lavrion

Samstag, 27.05.2017

Kurz vor 9:00 Uhr verliessen wir unsere Achilles, deponierten unser Gepäck gleich am Sockel der gegenüberliegenden Terrasse und nahmen Platz in einem Café, das gerade mal 30 Meter davon entfernt war. Um uns herum schlichen Hunde. Der Himmel zeigte sich schon den ganzen Morgen schwarz und plötzlich goss es vom Himmel. Ein Gewitter in unseren Breitengraden regnet in der Regel einmal heftig, dann lässt es nach, regnet vielleicht noch ein zweites mal stärker und hört dann gänzlich auf. Doch hier in Lavrion war es anders.

 

Kurz nach dem ersten Nachlassen doppelte es nach und es regnete noch heftiger. Die Strasse vor dem Café verwandelte sich allmählich zu einem Bächlein. Wir sahen das Shuttle einfahren, dass uns zum Flughafen bringen sollte. Wir warteten auf den nächsten Moment, wo der Regen nachlassen sollte. Doch die Intensität des Regens blieb. Nach einer Weile ein kurzes Nachlassen – zu kurz, um rüberzuspringen – drehte der Petrus den Hahn erneut auf. Wir sahen, wie das Wasser Laub und kleine Hölzchen von den Naheliegenden Grünflächen die Strasse hinunterschwemmte. Claudio und Flavio hatten sich bereits geopfert, dem Taxifahrer beim Verladen der Gepäcke Beistand zu leisten. Nun war der Rest der Crew am Zug. Wer würde einen schlauen Weg durch die Wassermassen finden, ohne nasse Schuhe zu bekommen? Es war unmöglich. Das Taxi war dafür angenehm gewärmt und trocken, was wir angesichts der nassen Schuhe und des kalten Windes sehr schätzten.

Am Flughafen gönnten wir uns ein Mittagessen in der Pasteria in einem der oberen Geschosse des Flughafens Athen. Es schmeckte und manch einer wurde mit seiner Pizza nicht alleine fertig. Immerhin massen die italienischen Wähen mindestens 40 cm im Durchmesser! Sharing is Carying heisst es doch immer so schön.

 

In der Duty-Free-Area bediente sich die Crew noch einiger griechischer Spezialitäten wie zum Beispiel Olivenöl. Das kann man zwar auch bei uns kaufen. Bei uns kosten die Güter in der Regel allerdings das zwei- bis dreifache. Was bei uns wohl eher selten sein dürfte und auch gekauft wurde, ist Rosen-Confiture.


Erlebnistörn von Lavrion nach Mykonos und zurück durch die Ägäis

Ein reiner Männertörn, der in die schönsten Städt der Kykladen-Region führte. Eine Reise, die wir sicherlich noch einige Male mit Freude wiederholen werden.


Erlebnisbericht von Carlo Z.

"Mit Roger als Skipper durften wir als «reine» Männergruppe im Mai 2017 unseren Privattörn in den Kykladen in Griechenland geniessen.


Neben der professionellen Beratung in der Vorbereitung und Auswahl des Segelgebiets, überzeugte Roger unter anderem auch durch seine seriöse aber auch nicht minder lockeren Art während dem Törn selber. Auch die Chartergesellschaft in Lavrion übergab uns ein wunderbares Boot.

 

In dieser Woche konnten wir den Sommer mit tollem Wetter und schönem Wind vorziehen. Aufgrund der vielen kleinen Inseln, ergaben sich jeden Tag neue Möglichkeiten der Route. Und mit den neusten Daten von Roger und der «Laune» der Crew entschieden wir jeden Morgen spontan wo es hingehen soll.

 

Unberührte Strände, klares türkisblaues Wasser, unerforschte «Diamanthöhlen» und immer wieder kleine Häfen am Abend mit kulinarischen Leckereien machten aus einem Segeltörn eine tolle Ferienwoche.
Besten Dank Roger – weiter so!"

 

Privattörn Kykladen Mai 2017 Griechenland