Gourmet-Törn Aeolische Inseln, Juni 2017


Bordtagebuch Gourmet-Törn mit Foodstylistin 2017

Erzählungen aus einem extrem vielfältigen Segeltörn durch eines der gastronomisch feinsten Segelreviere! Die Gewalt des Strombolis, die feinen Gelati sowie Granita, Brioches und gesalzene Kapern und nicht zu vergessen die sonnenverwöhnten Weine... In diesem Reisebericht mit den Bildern kannst du die Reise nacherleben. Falls du nur die Fotos ansehen möchtest, kommst du hier dazu. Viel Spass!

Die Anreise nach Tropea zum Gourmet-Segeltörn

Freitag, 2. Juni 2017

 

Die Crew traf sich am Flughafen Zürich. Einige wie Andrea oder Janine waren noch geschäftlich beschäftigt und telefonierten oder klebten noch Briefmarken auf Kundenrechnungen. Die Anreise nach Tropea verlief mit einer geplanten Zwischenlandung in Rom Fiumicino. Die Destination hiess Lamezia Terme, ein kleiner, bescheidener Flughafen. Umsomehr wunderten wir uns, warum wir doch gut eine halbe Stunde auf unser Gepäck warten mussten. Als dann das Band leer war und aufhörte zu laufen, trat ein Flughafenmitarbeiter an uns heran: „International flight?“. Unsicher, ob unsere Flugroute über Rom nun als international oder national gelten würde, gaben wir zögerlich Antwort. „Interantional flight, bagage is in the other room!“

Im Raum nebendran sahen wir dann unser Gepäck auf dem Band liegen. Wir befanden uns nun im internationalen Teil des Flughafens. Daher liefen wir beim Verlassen des Raumes auch in die Fangarme der Zollbehörde, die aus zwei Beamten bestand. Der eine führte das Gespräch mit den Reisenden, der andere hebelte an der Röntgenmaschine herum. Es herrschte Chaos. Niemand wusste Bescheid, was jetzt passieren würde. Niemand durfte an der Kontrolle vorbei, bis schliesslich ein Zauberwort fiel. Der Beamte schien es gerne zu hören. Das Wort hiess „Switzerland“. „Ah, Switzerland, Switzerland no problem, you can pass!“

 

Glücklicherweise hatten wir bereits im Vorfeld ein Taxi-Shuttle bestellt, das auf uns wartete und uns direkt vor unser Hotel fuhr. Roger, der Mann von Janine, war bereits am Montag zuvor mit einem Freund angereist und befand sich bei unserer Ankunft schon im Hotel. Die Einrichtung war spartanisch, aber ok. Dem Hotel kam zugute, dass es direkt hinter dem Hafen lag.

Fisch, Pizze und Desserts für Gourmetsegler

Samstag, 3. Juni 2017

 

Heute ging’s los. Wir fanden uns wenige Minuten nach dem Check-out vor dem Vercharterer-Büro wieder. In der angrenzenden Cafeteria genehmigten wir uns Café und Brötchen. Dann stiess Nadia, unser achtes Crew-Mitglied, zu uns. Auch sie war bereits einige Tage zuvor angereist, um ihre Verwandten zu besuchen.

Unsere Jeanneau Sun Odyssey 49 DS war noch nicht bereit. Also stiegen wir über eine lange Treppe zum Dörfchen Tropea auf, das sich 40 Meter über den Meeresspiegel erhebt. Hier assen wir unser erstes Brioche. Danach stürmten wir den lokalen Markt und kauften Essen für die Reise ein. Um ca. 14 Uhr durften wir dann die Yacht übernehmen und den Einkauf bunkern.

 

Am südlich vom Hafen gelegenen Strand genossen wir nach dem Yachtcheck den Schatten in einem Restaurant, wo wir uns mit italienischen Paninis und Salaten verköstigten. Bemerkenswert war die Süsse der roten Zwiebeln (Chalotten), völlig unvergleichbar mit unseren. Andrea, die Foodstylistin, die diesen Segeltörn aktiv in ihrem Metier begleitete, meinte, dass die Zwiebeln hier in Kalabrien teilweise als so süss gälten, dass man sie wie einen Apfel essen könnte. 

 

Für das Nachtessen nahmen wir nochmals die strapaziöse Treppe in Kauf, um in die Stadt hochzukommen. Übrigens: Wie sich später herausstellen sollte, sind es insgesamt 188 Treppenstufen. In der Pizzeria La Bohème bekamen wir Seabrass (Fisch) zum Teilen, Pizze mit Rucola, Parmesan und Auberginen, die ganz ohne Tomatensauce auskamen sowie andere wohlschmeckende Gerichte. Der Skipper nahm als einziger ein Tartufo als Dessert. Der Geschmack des Desserts überstieg seine Erwartungen um ein Vielfaches. Die Qualität der Schokolade war ungewohnt gut für ein EU-Land, wobei hiervon natürlich Belgien ausgenommen werden sollte.

Kochen auf dem Schiff und die Meereshöhe

Sonntag, 4. Juni 2017

Und noch einmal stiegen wir in 40 Meter Höhe nach Tropea auf. Was man nicht alles für ein Frühstück mit Brioche macht? Neben Brioche gönnte sich ein Crew-Mitglied ein Arancino (Frittiertes Gebäck mit Reis und Tomaten). Geschmacklich sicherlich ein nicht zu verachtendes Gebäck, doch nachdem auch die dritte unterlegte Serviette vor Fett triefte, stellte der Appetit auf das Arancino ab.

 

Wir liefen wie geplant um Punkt 11 aus dem Hafen aus. Der Hafen von Tropea erwies sich als äusserst eng. Genaues Manövrieren war gefragt. Draussen war ein kurzer Segelschlag am Wind möglich. Doch sollten wir bis zum Stromboli aufkreuzen? Niemals. Viel zu weit ist die Distanz.

 

In Stromboli machten wir an einer der Boien vor San Vincenzo fest. Andrea, die Foodstylistin, zauberte für uns einen Salat mit Tomaten, Gurken, Melone, getrockneten Tomaten, Lattich, Kichererbsen, Zitrone, Pecorino, Parmesan und kalabresische Würstchen. Die Crew liess es sich schmecken.

Als später die Dämmerung einsetzte, war Andrea bereits wieder in der Küche. Diesmal ging es nicht um die Nachmittagsverpflegung, sondern ums Nachtessen. Sollten wir schon essen? Oder wie lange würde das Wasser für die Pasta auf Meereshöhe brauchen, bis es kochen würde? Ausserdem war der Kochtopf riesig. Nach einer Weile zeigte sich, dass es einfach zu lange dauern würde und wir die Besichtigung der Nordwestflanke des Strombolis vom Wasser aus in der Dämmerung verpassen würden. Die Flanke ist als Ausflugsziel besonders beliebt, da man aus relativ sicherer Distanz beobachten kann, wie der Stromboli Steine und Lava ausspuckt und wie sie dann glühend über die Flanken runterrollen. Vor dem Spektakel fanden sich unzählige andere Schiffe ein. Die explosiven Eruptionen waren hier, zwei Seemeilen vom Vulkan entfernt, teilweise sehr gut zu hören.

 

Bei der Rückfahrt waren wir bereits umhüllt von der dunklen Nacht. Für unseren Boienplatz hatten wir bereits zwei Nächte bezahlt. Wir waren alle etwas skeptisch, ob sich während unserer kurzen Abwesenheit nicht ein anders Schiff an unsere Boie ranmachen würde. Doch sie war noch frei. Wir hatten ja unser Dingi (Beiboot) dort gelassen, um zu signalisieren, dass die Boie bereits besetzt war. Hungrig freuten wir uns nun auf die warme Mahlzeit vor dem Schlafen. Andrea hatte diesmal das Wasser schon kurz nach Start der Rückfahrt aufs Gas gestellt. Lange dauerte es nicht mehr und wir stillten unseren Hunger mit einer Abwandlung von Pasta a la norma mit Fileja, eine typische Pasta von Kalabrien.

Das Tor zur Hölle auf 945 Metern Höhe

Montag, 5. Juni 2017

 

Rührei mit Tomaten, Petersilie, Zwiebeln... und das auch noch bei viel Zeit und Musse. So startet man in einen wundervollen Tag. Zu Andreas Werk bereitete der Skipper ein veganes Bichermüesli zu.

Bequem bestellte man später über Kanal 77 hier im Boienfeld vor dem Stromboli einen Fährmann für 10 EUR. Nachdem wir uns beim dritten Versuch endlich über die Abholzeit verständigt hatten, kam dieser um 15:15 Uhr für den Transfer nach San Vincenzo zur Southern Sunset 2, unserer Yacht.

 

Bald wäre fertig mit Spass, denn uns stand eine 5-stündige Wanderung hinauf zum Stromboli und zurück bevor. Das schrie nach einer vernünftigen Stärkung, lag doch das Frühstück doch schon einige Stunden zurück. Roger und der Skipper gönnten sich aus einer Take-Away-Pizzeria eine Pizza Margherita. Geschmacklich was das Produkt weltklasse, doch die Konsistenz erinnerte Bissen für Bissen an einen aufgewärmten Autoreifen, der schon stundenlang der Sonne ausgesetzt und weich geworden war. Alle anderen bestellten sich in einer italienischen Gelateria Glacé oder Granita. Granita gab es dort al Limone (mit Zitrone), mit Bergamotte und in zwei weiteren ansprechenden Geschmacksrichtungen.

 

Andrea hatte für die Crew die Stromboli-Tour organisiert. Wir waren pünktlich um 16:30 dort. Als Schweizer durften wir uns auch nichts anderes erlauben. Auch die Dame des Touren-Büros war pünktlich, aber sie kündigte uns an, dass sich die Tour um eine Stunde verzögern würde. Sie hätten bei der Buchung damals die Sommerzeit nicht berücksichtigt. Natürlich ist das kompletter Blödsinn. Nur mal zum Nachvollziehen. Ich buche um 16:30 Uhr nach Winterzeit eine Tour. Dann muss ich – weil es alle tun – die Uhr um eine Stunde nach vorne stellen auf Sommerzeit. Dann ist ja früher 16:30 Uhr und wir wären schon um 15:30 Uhr losgelaufen. Wir vermuteten als Grund daher eher, dass Hugo, unser Bergführer, in seiner Siesta verschlafen hatte. Die eine Stunde verweilten wir in einem Restaurant vor dem Kirchenplatz, wo sich uns eine fantastische Sicht auf das Meer anerbot. Auch gönnten wir uns das eine oder andere Getränk und sizilianische Desserts wie Cannola, in diesem Fall eine frittierte Teigrolle gefüllt mit Pistazien-Creme.

 

Der Bergsteigertyp Hugo war ein schmaler, aber sportlich gebauter Mann um die 55 Jahre. Der Aufstieg zum Vulcano vollzog sich in mehreren Gruppen. Ein Überholen war kaum möglich bzw. von den Bergführern gestattet. Nur an einigen Stellen durften wir als Gruppe von gut 20 Leuten andere Gruppen hinter uns lassen. Der Grund war überwiegend sandig, manchmal mehr, manchmal weniger mit Steinen durchsetzt. Im oberen Bereich gab es eine Passage, die sehr steinig war. Irgendwann zwischen dem Sonnenuntergang und dem totalen Eindunkeln gelangten wir nach ganz oben. Dort fanden wir Schutzkuppen aus Stein und Metal vor, wo man im Falle eines unerwartet heftigen Vulkanauswurfs Schutz vor Steinhagel finden konnte.

 

„Ich bin ja gespannt, ob wir die Drohne da oben fliegen können“, meinte der Skipper. „Ich glaube, die sehen das gar nicht gerne da oben“, entgegnete Chrigi. Als der Skipper das Gerät zusammengebaut hatte, kam niemand und hielt den Skipper davon ab. Auch als die Drohne lärmig in der Luft schwebte, gab es keine Beanstandungen. Ausnahme bildeten ein paar Deutsche, die sich am Geräusch der Drohne störten. Aber wir wollten die Aufnahmen haben. Das war eine einmalige Gelegenheit.

 

Später und 200 Meter weiter den Kamm hoch, waren wir näher an den Vulkanschloten. Es rasselte jedesmal, wenn eine Eruption stattfand. Im Schnitt passiert dies beim Stromboli spätestens alle 20 Minuten. Es war schon etwas beunruhigend. Die glühenden Löcher erinnerten an eine mögliche Unterwelt, an eine brodelnde Hölle unter der Erde. „Was, wenn der Vulkan mal so stark explodiert, dass die Steine bis zu uns fliegen?“, wagte Vanessa zu fragen. Wir waren geschätzte 150 Meter vom Hauptschlund entfernt. Der Kamm, auf dem wir sassen, war abschüssig und aus leichtem Sand und Gestein, das schnell abbröckeln und wegrutschen könnte. Zack, schon wären wir im Abhang zu den gefährlich heissen Höllentoren. Und dann passierte es: Eine Eruption von gewaltiger Stärke. Eine Luftdruckwelle raste auf uns zu, die deutlich an unseren Körpern spürbar war. Die Steine flogen in die Höhe. Und wir fragten uns, wann sie wieder runterkämen. Doch es geschah niemandem was. Die Eruption hatte Eindruck hinterlassen. Der Bergführer erwähnte, dass man solche Touren wahrscheinlich nicht mehr lange machen könne. Der Vulkan sei dabei, wieder aktiver zu werden und dann würde es hier oben gefährlich.

 

Der Bergführer ordnete den Abstieg an und verteilte zu diesem Zwecke Atemschutzmasken. Mit Stirnlampen ausgestattet liefen wir die Rückseite des Kraterhanges durch eine sandige, mondartige Landschaft auf 500 Meter hinunter, bevor wir die restlichen gut 400 Meter in Angriff nahmen. Währenddessen stäubte der Sand derart, dass ein ganzer Staubteppich quer vom Wind über den Hang geschleppt wurde. Es sah spektakulär aus. Die Staubmasken waren definitiv keine übertriebene Vorsichtsmassnahme. Wie könnte es auch anders sein. Kurz vor dem Transfer zum Schiff zurück, belohnten sich fast alle nochmals mit Eiscreme.

Bitterer Gourmet-Genuss und rauchiges Essen

Dienstag, 6. Juni 2017

 

Nach einer unruhigen Nacht mit Wellen gab es wenig Schlaf. Wir frühstückten an Bord und brachen danach unverzüglich auf nach Salina. In etwas mehr als der Hälfte der Reise  machten wir einen Stopp bei der Isola Basiluzzo. Die Insel bot uns schöne Felsstrukturen, die rätselhaft in alle Richtungen und sogar im Kreis verliefen, kleine Höhlen und schönes türkis Wasser.

Drei Versuche waren notwendig, bis der Anker auf dem felsigen Grund griff und uns ein sicheres Gefühl fürs Mittagessen gab. Andrea bereitete einen gemischten Salat zu aus Tomaten, Fenchel, getrockneten Tomaten, Lattich, Gruken und Kapern. Die Salatsauce richtete sie mit Öl und Zitronen her. Dazu servierte sie Brotcroutons und das regional bekannte Gemüse Puntarella di Catalunga, welches einen sehr bitteren Geschmack entfaltete.

 

Als der Wind mit zwei Beaufort pustete, war es für uns die Gunst der Stunde, um noch ein paar Seemeilen unter Segel zu laufen. Doch schon nach 1.7 Meilen endete der Spass wegen mangelnden Windes. Das Anlegemanöver auf Salina in Porto delle Eolie verlief seidenfein. Der Hafen war nicht zu verachten. Er bot ein anständiges Hafenbüro, ein gepflegtes Erscheinungsbild und gut ausgebaute sanitäre Anlagen.

 

Sehr schön ist auch, dass sich nahe des Hafens ein kleines Monument befindet. Es ist eine Art metallernes Plakat, das den Film "Il Postino" abbildet. Das Originalfahrrad aus dem Film wurde in diese Metallwand eingearbeitet auf eine Art, sodass es zu einem Teil von vorne und zum anderen Teil von hinten zu sehen ist.

 

Andrea hatte für diesen Abend wieder ein feines Restaurant vorreserviert. Wir waren etwas irritiert, als wir uns dabei plötzlich vor einem kleinen Lokal mit nur etwa drei Tischen vorfanden. Dann aber steuerte das Personal auf uns zu und führte uns über eine lange Teppe ein Stockwerk höher. Die Halle dort war schön ausgestattet mit Pflanzen, einer Bar und Sofas. Doch das war noch nicht alles, wie sich zeigen würde. Dann nämlich führte uns der Kellner hinaus auf die Terrasse, die sich um die Ecke verbarg.

 

Das Restaurant hiess 'Nni Lausta und hatte so einige Gourmet-Spezialitäten auf Lager. So gab es als Primo Piatti zum Beispiel leckere Salate mit Stangensellerie-Stückchen oder Penne a la norma oder a la melanzane. Man liess sich regionalen sizilianischen und kalabrischen Wein einschenken und sich Fisch und Fleisch servieren. Der kulinarisch speziellste Moment gipfelte in einem Coupe Eiscreme. Die Kugel Glacé sah eigentlich ganz gewöhnlich nach Schokolade aus. Doch es handeltes ich dabei um geräucherte Schokoladeneiscreme mit Tonkabohnen. Und tatsächlich breitete sich der rauchige Geschmack der Schokoladenglacé deutlich im Gaumen aus. Es war derart spannend, dass sich Andreas neben seinem Dessert extra ein Glacé dieser Art dazubestellte. Die Eiscreme machte wirklich am ganzen Tisch die Runde. Man muss dazu allerdings sagen, dass der Geschmack dieses Produkts auch sehr schnell genügen kann.

Segeln und die irren Spiele des Aeolus

Mittwoch, 7. Juni 2017

Hinter uns lag eine deutlich ruhigere Nacht. Andrea, die Foodstylisin hatte uns ein gutes Frühstückslokal namens Vela ausgesucht. Dort begann unser Tag mit Brioches, italienischem Caffè und mit frisch gepresstem Orangensaft auf der ostseitigen Terrase unter der Sonne. Was uns der Tag bringen würde, war noch offen. Eigentlich war geplant nach Filicudi zu fahren, um dort am nächsten Morgen früh mit einem lokalen Fischer auf Fang zu gehen. Doch dieser hatte personelle Schwierigkeiten, weshalb dieses Abentheuer buchstäblich ins Wasser fiel. Wir waren also frei in unseren Plänen. Die neue Idee war, Salina im Gegenuhrzeigersinn zu umrunden – segelnd selbstversändlich, denn der Wind schien hier an Land und mit einem Blick auf die Wasseroberfläche vielversprechend zu sein. Am späteren Nachmittag könnten wir ja dann bei Alfredo in Lingua einkehren und Granita essen. Vani fuhr die Yacht gekommt aus dem Hafen. Drausen dann die Überraschung: null Wind. Es war enttäuschend. Wir tümpelten nur so vor uns hin. Aeolus, der Windgott, schien ein wirres Spiel mit uns zu spielen. Übrigens rührt der Name der Inselgruppe auch von Aeolus her. Denn der Wind der Aeolischen Inseln soll vor allem in der Antike unberechenbar gewesen sein.  

 

Irgendwann, eine gefühlte Ewigkeit später, setzte der Wind ein. Wir kreuzten zum Norden der Insel auf. Die Yacht lief immer besser. Kein Wunder, denn der Wind drückte unterdessen bereits mit vier Beaufort in unsere Segel. Jetzt machte es richtig Spass. Im Nordöstlichen Teil flogen wir unsere Drohne durch das Felsloch, das sich an der Küste befand und ganz offensichtlich schreckten wir damit einige brütende Vögel auf. Auf dem Video kreisten die Tiere aggressiv um die Drohne. Wir machten uns Sorgen, dass sie attackiert werden könnte und dann ins Meer stossen würde. Doch wir hatten Glück.

 

Dann kamen wir bei Rinella vorbei. Wir hatten gelesen, hier würde Wasserschwefelstoff aus dem Wasser blubbern. Vor Rinella ist wegen Felsen im Wasser Vorsicht geboten. Wir navigierten langsam zur Küste und zum Hafen hin. Überall, wo wir einen Schimmer von einem Felsen im Wasser sahen, bildeten wir uns ein, die aufsteigenden Bläschen zu sehen. Doch am Ende mussten wir uns eingestehen, nichts von all dem entdeckt zu haben.

 

Also, fertig. Auf zu Alfredo in Lingua. Auch dort waren zwei bis drei Ankermanöver notwendig, ehe das schwere Gusseisenstück irgendwo am Grund Halt fand. Mit unserem Dingi fuhren wir die gesamte Crew in zwei Chargen an Land und erreichten nach einem friedlichen fünfminütigen Spaziergang Alfredos Lokal. Alle schlemmten Eiscreme, Brioche und Granita. Nur der obere Tischteil bestellte sich Salat und Wein.

 

Als wir wieder auf den nur 0,7 Seemeilen entfernten Porto delle Eolie zusteuerten, in dem wir bereits am Vorabend gewesen waren, wollte Andrea die Yacht parkieren. Der Skipper liess sie ans Steuer. Er wusste von einem anderen Segeltörn, dass sie die Yacht im Griff hatte. Und so steuerte sie die Yacht 1a an die Mole heran.

 

Kaum waren die Leinen fest, liessen der Skipper und Chrigi die Drohne steigen. Schliesslich wollten wir noch ein bis zwei gute Aufnahmen vom Hafen haben. Wir waren unterdessen ja bereits geübte Drohnenflieger. Also, einfach mal Gas geben und die Drohne im Drehflug seitlich über das Hafenbecken fliegen lassen. Plötzlich passierte etwas. „Hey, pass auf!“, schrie ein Crewmitglied. Und die Drohne begann zu surren und zu klimpern. Sie war irgendwo dagegen geflogen. Der Skipper, der die Drohne steuerte, hatte keine Ahnung, wo die Drohne war, hörte aber die entsetzlichen Geräusche. „Ok, einfach schnell in eine Richtung wegfliegen, bevor wirklich etwas passiert!“ Was hier nach einem langen Gedankengang und nach viel Zeit aussieht, spielte sich in Wirklichkeit innert zwei Sekunden ab.

 

Unverzüglich war der Bildschirm schwarz. Ein Knall hallte durch den ganzen Hafen. Die Drohne war mit ihren anderthalb Kilo Gewicht in den Vorstag eines Schiffes geflogen und knallte auf das Vordeck eines Schiffes. Ob sie wohl auch ins Wasser gefallen war?

 

Sofort eilten Chrigi und der Skipper los, um sich beim anderen Schiff zu erkundigen, ob alles in Ordnung war und um die Drohne zu finden. „Du, wollt ihr nicht eine Flasche Wein mitbringen?“, fragte Andreas die beiden, die bereits losgelaufen waren. Also, nochmals zurück, die Flasche Wein mitbringen und dann den Ärger, der uns bevorstehen würde irgendwie glimpflich hinter uns bringen. Wir wussten nicht, was passieren würde. Als wir am Ende des Hafenbeckens angelangt waren, kam auch ein Beamter des Hafenbüros gelaufen. Er begleitete uns wortlos bis zur Yacht, wo es knallte. „Vermutlich wird er uns die Drohne wegnehmen, wenn sie überhaupt noch irgendwo ist“, meinte der eine zum anderen. Der Hafenangestellte war half uns, die Yacht, wo die Drohne abgestürtzt war, etwas näher zu ziehen, damit wir rauf konnten. Der Skipper hatte die Drohne dann am Bordrand der Yacht wieder gefunden. Sie lag wirklich nur gute 5 cm vor der Kante, wo es zum Wasser hinunterging. Doch die Drohne sah misslich aus. Die Ausläufe, an denen die Propeller angebracht waren, sahen deformiert aus und die Pastikteile der Schale waren nicht mehr schön übereinander. Die Propeller wiesen diverse Hicke auf, der Akku schien verbogen zu sein und lag einen Meter von der Drohne entfernt auf dem Deck. In der Sorge, dass der Beamte die Drohne konfiszieren würde, entfernte der Skipper präventiv die Micro-SD-Karte und steckte sie ein, sodass ihnen wenigstens die Videoaufnahmen bleiben würden. Irrtum! Der Beamte ging gelassen zurück zum Hafenbüro. Chrigi drückte die Plastikschale der Drohne wieder etwas zusammen: „Mal schauen, ob das Ding noch fliegt!?“ Keine halbe Stunde später testeten wir die Drohne etwas ausserhalb des Hafens. Sie flog! Was für ein Schweineglück wir doch hatten! Doch das sollte uns eine Lektion gewesen sein!

Ein fauler, äzender, strapaziöser Segeltag...

Donnerstag, 8. Juni 2017

Der Tag startete mit einem Frühstück im Vela, wo wir bereits am Vortag eingekehrt waren. Nur heute schien der Kellner noch gestresster. Im Hintergrund hatte dieser Unterstützung von Mario, einem kleinwüchsigen Hilfsmitarbeitern, den wir am Vorabend in Lingua herumspazieren gesehen hatten. Auch tauchte zwischendruch eine Dame auf, die kurz aushalf. Beim Bezahlen versuchte sich der Kellner mühsam daran zu erinnern, was wir konsumiert hätten. Wir halfen ihm dann auf die Sprünge. Vermutlich würden ihm bei seiner unstrukturierten Arbeitsweise einige Piepen und Mäuse durch die Lappen gehen.

Darauf verliessen wir den Hafen mit unserer Jeanneau Sun Odyssey 49 DS und setzten Kurs Richtung Vulcano im Süden. Auf dem Weg dorthin kamen wir an der Westküste vorbei an Faraglioni di Lipari, einer schönen Felsformation mit zwei Torbögen. Anker runter, Drohne rauf. Die Euphorie,  einen von den im Wasser stehenden Felstürme mit der Drohne zu umrunden, brach jäh. „Scheisse, wir haben den Kontakt zur Drohne verloren. Wir müssen sofort los und die Drohne retten. Anker rauf und weg hier!“, ordnete der Skipper an. Das iPad meldete, der Funkkontakt zur Drohne sei verloren. Und so glaubten wir auch, unsere Drohne sei verloren. Keine Videoübertragung mehr, keine Steuermöglichkeit mehr, niente! Bis jemand schrie: „Sie kommt wieder! Ich sehe sie am Himmel!“ Was zum Teufel war den das? Plötzlich war sie wieder in unserer Nähe und auf dem Tablet gingen Felder mit Kreuzchen auf, die rot blinkten und Befehle abverlangten. ‚Do you want to cancel autolanding?’ war eine Aufforderung. Typischerweise für Software war die Frage so gestellt, dass der Skipper in der Eile des Gefechts auf ‚no’ drückte. Sofort ging die Drohne in einen Sinkflug über. Doch unter ihr nichts als Wasser. „Mist, das Ding ist dabei, im Wasser zu landen! Die Steuerung ist so saudoof gemacht...“, schrie Der Skipper wieder: „Ich muss es irgendwie abbrechen können!“ Und dann leuchtete wieder ein Knopf auf, der zuerst verstanden werden musste. Doch mit einem Klick brach dann zum Glück der Landeprozess ab und wir flogen die Drohne sicher in Chrigis drohnenerprobten Hände. Die Nerven waren ordentlich strapaziert, war es doch nun zum zweiten Mal in Folge, dass es Schwierigkeiten mit der Drohne gab. Langsam würde sich ein Trauma herausbilden.  Wir erklärten den Ort als verflucht und setzten über in die gegenüberliegende Bucht Porto di Ponente, wo wir unter Anker eine angenehme Pause einlegten. Und ja, dabei sei gesagt, dass für gewisse Abnormalitäten in dieser Region gerne mal Vergleiche mit dem Bermuda-Dreieck herbeigezogen werden. Hier scheint vieles sonderbar zu sein. Fliegende Tepppiche haben wir aber zu Glück noch keine gesehen.

 

Um 15:45 lichteten wir den Anker wieder. Nadia fuhr diesmal das Manöver gekonnt. Wir umrundeten den Inselteil Vulcanello, um schliesslich im Porto di Levante auf der Nordostseite der Insel im Hafen festzumachen. Andrea wünschte das Hafenmanöver zu fahren. Wir waren bereits mit einem Teil der Yacht in der Lücke zweier anderer Yachten, als der Hafenmeister wie wild gekreuzte Handzeichen machte. Dieses erste Manöver mussten wir in letzter Sekunde abbrechen. Niemand an Bord wusste, warum wir nicht anlegen durften. Jemand hat dann bemerkt, dass der Hafenmeister unverhofft wieder mit einem anderen Schiff beschäftigt war. Beim zweiten Anlauf bekamen wir einen anderen Hafenplatz zugewiesen. Der Hafenmeister hielt wie überall zuerst die Mooringleine in der Hand. Wir machten auch hier klar, dass wir zuerst die luvseitige Heckleine ausbringen wollten. Er unterstützte uns dabei. Dann wollte der Skipper die zweit Heckleine ausbringen, bevor wir die Mooring nach vorne führen würden. Eigentlich wäre alles geschmeidig abgelaufen, hätte der Hafenmeister nicht ständig an der leeseitigen Heckleine gezogen und uns daran gehindert, diese auf dem Slip durchzusetzen. Der Skipper wies ihn an, die Leine loszulassen. Doch er zerrte weiter. Der Skipper wurde lauter: „Please, leave this line!“ Es passierte wieder nichts. Dann ist der Skipper ausgerastet und hat ihn in einer lautstärke zusammengebrüllt, die selbst den Skipper überraschte: „Leave this line now! We know what we do, damned!“ Doch dann endlich liess er die Leine los. Wir machten die Mooring fest. Die Yacht hielt! Und dann nahm der Hafenmeister die leeseitige Heckleine wieder in die Hand. Jetzt zeigte sich auch, was er wollte. Er wollte die Leine unter derjenigen unseres Nachbarbootes führen. Und das war durchaus legitim. Aber vorher war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Der Skipper entschuldigte sich dann beim Hafenmeister für den Ausbruch von gerade eben und so schien die Sache gegessen.

 

Ein paar Minuten später zogen Andreas, Chrigi, Vani und Der Skipper los, um den Vulcano zu besteigen. Der Aufstieg war bis zu ¾ des Vulkans sandig. Bei jedem vierten Schritt lag man wieder einen Schritt zurück. Schwarze Sandflanken wechseln sich mit harten steinigen ab und kontrastieren die rauhe Landschaft. Chrigi und Vani entschieden sich für eine Abkürzung und stiegen ein von Regenwasser eingeschnittene Wasserrinne hoch, die auf direktem Weg zur Spitze des Vulcano führten. Andreas und Der Skipper zogen den für Besucher hergerichteten Pfad vor. Oben angekommen fehlten von Chrigi und Vani jede Spur. „Hast du Chrigi und Vani gesehen?“, fragte Der Skipper Andreas.

„Die kommen sicherlich noch hinter uns.“, meinte Andreas.

„Die beiden sind eben unten in so einen Wassergraben gegangen und wollten so eine Abkürzung hier nach oben nehmen. Ich habe immer mal wieder runtergeschaut, ob ich sie sehe. Aber da war nichts. Wenn, dann müssten sie schon hier oben sein.“
„Also ich habe nichts gesehen.“
Sogleich summte das Handy in der Hosentasche des Skippers. Eine Mitteilung von Chrigi:
„Wr wartet bim Glace... Hend eus verlaufe.. , isch grad chli gfärlich worde “

„Gut, wir müssen nicht warten. Die beiden warten beim Glacestand auf uns", teilte der Skipper Andreas mit.

 

Hier oben roch es schon deutlich nach faulen Eiern. Andreas und Der Skipper stiegen dann noch die letzten Meter bis zum Krater auf. Hier sah man deutlich, wie Schwefelrauch an der einen Flanke aufstieg. Es roch immer stärker. Unten im Talboden des Kraters hatten einige ihre Namen mit Steinen ausgelegt. Unsere Drohne war bereits wieder in der Luft und machte sehenswerte Aufnahmen. Bei der Landung wich Der Skipper der Drohne etwas zur Seite, um sie nicht auf den Kopf zu bekommen. Dabei fiel das Tablet, mit dem die Drohne unter anderem gesteuert wird, zu Boden und der Bildschirm zersplitterte am einen Rand in geschätzte 200 scharzfkantige Plastikteilchen. Der Vogel lies sich aber trotzdem landen und das iPad sich nach wie vor bedienen. Doch es war noch nicht Zeit zum gehen. Jetzt wollten Andreas und der Skipper die Schwefelausstösse noch genauer anschauen. Je näher wir den Stellen kamen, desto giftiger schienen die Dämpfe. Der Schwefel juckte in der Nase und brennte die Atemwege hinunter, sodass wir uns zum Husten genötigt sahen. Schnell wurde es zu viel und wir flüchteten von den Dämpfen.

 

Als wir während des Abstiegs beim Glacéstand vorbeikamen, waren Chrigi und Vani tatsächlich noch am Sitzen.  Der Skipper und Andreas hatten wie bei der Stromboli-Exkursion schon die Schuhe voll mit Sand und leerten diese bei dieser Gelegenheit gleich. Im Dorf wieder angekommen, trennte sich Andreas von Vani, Chrigi und dem Skipper. Dies aus gutem Grunde, wie wir erst einen Tag später feststellen würden. Die drei hatten nämlich vor, zum Schlammbad zu gehen, das hier in Vulcano so bekannt war. Wir irrten zwei bis drei Gässchen runter, ehe wir es gefunden hatten. Auf dem Weg glaubte Christian in einem der Gärten eine Aloe-Vera-Pflanze gefunden zu haben. Vani und Der Skipper kosteten nur einen winzigen, kleinen Teil des Pflanzensaftes. Fehlanzeige! In den Mündern breitete sich trotz Ausspucken ein schleichender Teppich von unvorstellbarer Bitterkeit aus. Er legte sich über die ganze Zunge und aktivierte Geschmacksknospen für Bitterstoffe an Orten, wo man nie gedacht hätte, dass es dort Geschmacksnerven gäbe. Wiederholtes Ausspucken, Spühlen mit Wasser etc. nützte alles nichts. Es war der wohl bitterste Stoff, den wir je gekostet hatten.

 

Nach gut einer Viertelstunde verzog sich dann dieser hässliche Bitterteppich endlich von den Zungen. Währenddessen schlich sich ein anderer, äusserst unangenehmer Duft in unsere Nasen. Zuerst roch es nur nach faulen Eiern. Doch je näher wir an das Schlammbad herantraten, desto übler wurde uns. Es roch nicht mehr nur nach Eiern, in der Kopfnote des Duftes, der sich zum Gestank wandelte, schwang nun auch eine äusserst bizarre Mischung mit. Wie sollte man diesen Geruch am besten bezeichnen? Vielleicht mit Aromat bestreute Gülle? Vani war sichtlich dabei, ihren Brechreiz zu unterdrücken. Chrigi und der Skipper stellten einfach ihre Vorstellungskraft ab. Ein Eintrittsgeld von 3 EUR / Person sowie 1 EUR / Jeton für die Duschen ebenten uns den Weg in das grausige Bad.

 

Der Einstieg erfolgte auf dem festgedrückten Sand- und Steinboden oder über ausgelegte Plastikteppiche. Der Boden war dabei teilweise derart heiss, dass man sich wirklich die Füsse verbrennen konnte. Aus der grauen Schlacke des Tümpels sprudelten überall feine Blätterchen an die Oberfläche. Überall dort war auch der teils 10 cm dicke Schlamm am Grund extrem heiss. Man musste sich manchmal schnell bewegen, um der Hitze zu entgehen, die an gewissen Stellen im Schlamm gespeichert waren. An den Gestank hatten wir uns inzwischen ein wenig gewöhnt. Den Körper spülten wir danach im Meer ab. Es wellte und immer wieder kam eine Brandung angespült, was den Aufenthalt im klaren und weniger stinkigen Wasser unangenehm machte. Christian schnitt sich an einem scharfkantigen Stein wegen der Wellen eine Hautstelle auf. Plötzlich stellten wir fest, dass auch hier im Meer heisses Wasser aus dem Untergrund aufstieg. Als wir mit den Jetons duschen wollten, stellte Christian fest, dass er den Jeton und den Schlüssel für das Schliessfach nicht mehr hatte. „Was? Wo ist denn der Schlüssel? Das kann doch nicht sein?“ Er prüfte seine Badehose noch einmal. Die Wellen des Meeres hatten seinen Schlüssel und die Jetons wohl aus der Hose gespühlt. Der Jeton des Skippers reichte, um schnell schnell alle drei abzuduschen. Was aber mit dem Schliessfach? Der Skipper hatte seinen Schlüssel noch. Doch Christian war in einem Dilemma. Ehrlich sein und den Schlüssel womöglich suchen gehen? Oder die eh schon lotterigen Kästchen „manuell“ öffnen? Der Umweg über die Angestellten am Eingang schien zu beschwerlich und zu kompliziert. Mit zwei bis drei gekonnten Handgriffen hatte Chrigi das Kästchen offen. Auf unserer Yacht durschten wir alle noch einmal, um diesen fauligen Geruch aus der Haut zu bringen.

 

Für das Abendessen kehrten wir bei Maurizio ein. Maurizio war ein sehr spezieller Gastgeber. Sein Haupt schmückte er mit einer dünnen Baumwollkappe, die etwas religiöses auf sich hatte. Er kleidete sich mit einer Hose, einem Hemd und trug darüber ein Gilet. Sein Job war es, ständig bei den Gästen nach dem Rechten zu sehen, die Karte und die Speisen zu präsentieren, während seine Angestellten sich um den Rest kümmerten. Hier kamen wir gourmet-mässig wirklich auf unsere Kosten. Im Brotkorb lagen drei verschiedenen Brotsorten, die einen mit Mohn, die anderen mit Kartoffeln, Weizengries... Fünf Crew-Mitglieder beteiligten sich an einem Menüablauf mit Vorspeise und Hauptspeise sowie Desssert. Auf dem Tisch standen ein Salat, Pasta mit Tomaten und Oliven, Curryreis mit hiesigem Gemüse, Muscheln... Im zweiten Gang wurde Fisch und Caponata serviert. Zum Dessert setzte Maurizio uns ein Gemüsekompott vor, der aus Orangen und anderen Früchten bestand. Der Dessert mutete nach Weihnachten an, waren doch darin Nägeli und Zimt enthalten.

 

Kurz vor dem Schlafengehen analysierten Andreas und Der Skipper die Drohnenaufnahme von dem Moment, wo der Funkkontakt abgebrochen war. Erstaunlich, was das Fluggerät in dieser Zeit gemacht hatte. Es flog ein paar Meter in die Höhe, flog dann ziemlich schnell auf den Fels zu, bremste kurz vor einem möglichen Crash damit ab, gewann wieder an Höhe, flog wieder bis einige Zentimeter an den Fels heran, bis es ihn schliesslich überwinden konnte und wieder über unserer Yacht war. Der eingebaute Selbstrettungsmechanismus der Drohne war faszinierend!

Dejavue der vulkanösen Düfte

Freitag, 9. Juni 2017

Die Frühaufsteher unter uns haben um ca. sechs Uhr morgens den Vulcano in Angriff genommen. Aus der einen Bugkabine kam Chrigi mit dem ganzen Bettlaken in der Hand und fragte:

„Gibt es irgendwo hier an Bord noch Reserverbettlaken?“
„Nein, wir haben keine mehr,“ antwortete der Skipper: „Warum? Stinken die Bettlaken von unserem gestrigen Schlammbad?“
„Ja, das Zeug kann man nicht mehr brauchen!“ sagte Chrigi, währendem er das Laken in einen schwarzen Plastiksack stopfte, als wollte er damit sicherstellen, dass keine Düfte mehr nach aussen dringen würden.

 

Zum Frühstück gab’s zur Abwechslung neben normalen Brioches diesmal auch einige Brioches mit Schokolade und Croissants. Die Zeit drängte heute morgen etwas, denn es war bereits halb zehn Uhr und wir müssten um 17:00 Uhr vollgetankt im Hafen von Tropea zurück sein. Bei einer Distanz von 47 Seemeilen ist das ‚optirealistisch’ gerechnet. Punkt 10 Uhr losfahren, hiess es, und keine Minute später. Vanessa fuhr die Yacht sogar noch drei Minuten vor zehn sauber aus der Klemme von unseren beiden Nachbaryachten. Kurs 67 Grad. 2'500 Touren, Grosssegel gesetzt für Stabilisation und zusätzlichen Speed durch Wind. Die Kombination brachte uns mit 7.3 Knoten vorwärts, was uns noch ein knappes Zeitfenster zum Tanken in Tropea verschaffen würde.

Die meiste Crew lag auf Deck, um sich zu Sonnen und die Seele noch einmal baumeln zu lassen. Vani und Der Skipper bemerkten aus ihrer Haut einen fauligen Geruch aufsteigen. Das Schlammbad von gestern machte sich bemerkbar. Alles Meerwasser, alle Duschen hatten nichts gebracht. Die feinsten und geruchsintensiven Schlammteilchen schienen in unseren Poren zu sitzen. Deshalb machten Vani und Der Skipper an Bord gleich ein paar Liegestützen und andere anstrengende Übungen. Alsbald stieg aus unseren Poren der faulige Duft noch intensiver in die Nase auf. Fazit: Es schien zu wirken. Nur war es der falsche Augenblick. Denn wir waren mitten auf See. Doch wir wussten, was wir bei unserer Ankunft in Tropea tun würden. Wir würden alles daran setzen, uns zum Schwitzen zu bringen, damit wir nicht mehr wie wandelnde Schwefelsäulen riechen würden.

 

So trieben wir vor den Duschen zu dritt Sport mit dem Ziel zu schwitzen. Dann möglichst schnell unter eine möglichst heisse Dusche, um nachzuschwitzen. Doch irgendwie war ausgeschwitzt. "Nicht so schlimm", dachte sich der Skipper. Wir würden heute abend ja nochmals die 188 Treppenstufen zu Tropea aufsteigen. Das würde bestimmt den Schweiss und damit die Duftpartikel aus der Haut treiben. Diesmal fanden wir uns inmitten einer schönen Gasse an einem Tisch wieder - mit Pizza! Das Restaurant Vecchio Forno buck eher dicke, aber sehr feine Pizze.

Die aufgestellte Italienerin und der Kampf um Gepäck am Flughafen

Samstag, 10. Juni 2017

 

Im Taxi nach Lamezia Terme prüfte jemand, ob die Al’Italia überhaupt noch fliegen würde. Wochen zuvor schon hatte man in den Medien gelesen, dass der Airline ein Grounding drohe. Nichts zu lesen! Nach dem Prinzip „no news is good news“ fuhr uns die Taxifahrerin zum Flughafen. Die Taxifahrerin war sehr aufgestellt, dies im Gegensatz zu den anderen Italienern, denen wir begegnet waren. Uns ist an diesem Samstag aufgefallen, dass die wenigsten wirklich herzlich waren oder lächelten.

 

Beim Check-in und Bagage-Drop-Off mussten wir mit Schrecken feststellen, dass kein Aufgabegepäck im Flugticket eingerechnet war. Die Dame, die uns bediente, schickte uns zum gegenüberliegenden Büro, wo sich hinter Glas eine Dame befand, die ständig am Fluchen war. Die Schlange vor uns wurde nur langsam kürzer. Es schien unendlich zu dauern. Wir mussten satte 40 EUR nachbezahlen für jedes Aufgabegepäck. Am Schalter war allerdings nur von 20 EUR die Rede. Als wir dann endlich unser Aufgabegepäck bezahlt hatten, begaben wir uns wieder zum Bagage-Drop-Off. Nun bediente uns ein junger Herr. Er liess uns wissen, dass es im Flugzeug leider keinen Platz mehr für Handgepäck geben würde und wir unser Handgepäck nun auch aufgeben müssten. Chrigi schien das nicht so genau verstanden zu haben und fragte: „Sorry, what did you say?“ Der junge Herr antwortete nicht. Chrigi war sichtlich irritiert: „Sorry, I asked you a question! What did you say?“

„You need to drop-off your hand lugage! There’s no more space in the plane!“
Jetzt schaltete sich der Skipper ein: „No way! I can take it in the airplane and put it under the seat in front of me if there’s no more space in the cupboards!“
„No, you need to drop it off here, I’m sorry!“


Es passiert selten, dass der Skipper ausrastet, aber dann schlug er mit der Hand auf das Pult und schrie: „No way! We paid for  this. What the fuck is going on!? There’s more than 4000 EUR value in my backpack! Forget it!“ Der Knall der Hand schallte durch die Halle und reizte das Sicherheitspersonal schon fast zur Bewegung. Vani, Chrigi und der Skipper hielten alle zusammen und sagten immer wieder: „No way, forget it!“ Irgendwann gab der junge Mann nach und meinte, wir könnten das Handgepäck doch auf den Flug nehmen. „Warum geht es denn jetzt doch!?“, ärgerten sich Chrigi und Vani. Wir bedankten uns - eher höflich als aufrichtig - und bewegten uns rasch zum Security Check. Die Dohne durch diesen Bereich zu schleusen, bedarf immer einiger Zeit. Dann flogen wir mit Zwischenlandung in Rom wieder nach Zürich.


Erlebnistörn von Tropea über Stromboli, Salina, Vulcano und wieder zurück

Ein gut gemischter Törn mit Gourmets, die sich im Norden von Sizilien im richtigen Gebiet befanden.