Wir schrieben das Jahr 2023. Sternzeit? Keine Ahnung. Aber der Schweizer Nationalfeiertag lag 8 Tage zurück. Ob dies die Franzosen interessierte? Schließlich befanden wir uns auf dem Weg in deren Land. Genauer gesagt, ging die Reise an die altbekannte Côte d’Azur. Die ganze Fahrt bis runter an die Küste wurde begleitet durch intensive, spannende Gespräche über Stolz, Politik und Seemannsgarn.
In St. Raphael angekommen, liefen wir einen Steg entlang, dessen Ende vor lauter Länge kaum in Sicht war. Irgendwann würden wir schon beim provisorisch installierten Sommer-Charter-Büro ankommen. Und da waren sie, die hilfsbereiten, gut gelaunten und locker eingestellten Mitarbeiter des Charter-Büros. Unkompliziert übergaben sie die Sheila Bea, eine Sun Odyssey 469, in die Hände der Crew. Einkauf und Dusche erledigt, das Haar noch einmal sauber gekämmt, ging es zum Abendmahl in ein Restaurant im Hafen.
Schon am ersten Tag zog uns die Luft von Stars und Sternchen in den Golf von St. Tropez. Doch der wahre Schatz in dieser Bucht war für uns nicht etwa das altreiche St.Tropez, das seine glorreichen Zeiten wohl in den 90er-Jahren hinter sich gebracht hatte. Unser Kurs richtete sich schnurstracks nach Port Grimaud, einer Lagunenstadt, die als französisches Venedig bezeichnet wird und in den 60er-Jahren durch einen Architekten erbaut wurde. Dem Charme dieser Stadt kann man sich nur schwer entziehen.
Nach einem sehr gesitteten Abend in diesem Städtchen wollten wir am nächsten Tag herausfinden, was es sich mit der Baie de Pampelone auf sich hatte. Die berühmte Bucht mit seinem wunderschönen, langgezogenen Strand war definitiv einen Abstecher wert. Anschließend lichteten wir den Anker und ließen uns vom Wind nach Cavalaire sur Mer wehen. Es gibt kaum einen anderen Ort an der Südküste Frankreichs, wo sich so viele Wassersportler tummeln und der Hafen voller Restaurants und Vergnügungselementen ist.
Unterdessen waren wir beim Dienstag angelangt. Ziel des Tages war, Porquerolles zu erreichen. Nachdem wir nun schon drei Tage am Festland verbrachten, waren wir reif für die Insel. Der Hafen war voll, so ankerten wir halt in der Bucht gleich östlich vom Hafen. Doch leichter gesagt als getan. Lag es am Anker? War der Grund verkrautet? Nach einer halben Stunde waren wir dann aber fest verankert und in der Bucht kehrte wieder Ruhe ein. Schnell die Badehose anziehen und in das kühle Nass. Die Erfrischung schien jedem willkommen. Nur des Skipper ist wohl als Katze im falschen Körper auf die Welt gekommen. Wasser war für ihn nur etwas zum Trinken. Das faszinierende Dorfleben auf Proquerolles lud uns ein, dort unser Nachtessen in einem der französischen Restaurants einzunehmen. Umrahmt wurde jenes von mehreren Kugeln leckerstem Glacé. Für Kinder oder kindgebliebene Erwachsene wurde auf der Insel auch Barbe-à-Papa angeboten.
Der Mittwoch startete mit einem Aufenthalt in Port Cros, einem Teil des dortigen Insel-Nationalparks. Wir machten an den Bojen fest und erlebten so einiges. Einem anderen Skipper löste es die Leinen und seine Yacht begann unkontrolliert in der Bucht umherzutreiben. Sie drohte auf andere Yachten zu knallen. Doch die schreie der aufmerksamen Zuschauer machten den unachtsamen Skipper auf das bevorstehende Unglück aufmerksam. Dieser reagierte blitzschnell und brachte die Situation souverän unter Kontrolle. Mit dem Dinghi aka Beiboot setzten wir rüber zum Ufer. Dort angekommen, bahnte sich bereits das nächste Unglück an. Ein Familienvater mit Familie an Bord bewegtes sich mit dem Motorboot gefährlich nahe am Ufer bei auflandigem Wind. Schnell stieg die eine Tochter aus und schob das Motorboot vom Ufer weg. Nach dieser Aufregung folgte dann aber für uns eine unglaublich schöne Wanderung durch den Dickicht der Insel. Immer wieder tat sich ein Fensterchen zwischen dem dichten Grün auf und erlaubte einen Blick auf das schöne türkisfarbene Wasser rund um die Insel. Eine derart schöne Naturpracht sieht man nur selten. Im Körper breitete sich ein unglaubliches Wohlgefühl aus.
Danach ging die Reise allmählich zurück Richtung St. Raphael mit weniger Wind aber allerlei tollen Erlebnissen. Eine solche Reise muss man einfach selber einmal erlebt haben.